Meine Stellungnahme zum Karikaturenstreit

  1. Selbstverständlich bedaure ich zutiefst, wenn sich jemand von mir verletzt fühlt, die oder der nicht das Opfer der Karikatur ist.
  2. Die Karikatur, in der ich Herrn Netanjahu vorwerfe, dass er den ESC instrumentalisiert, wurde wegen der wütenden Reaktion von Charlotte Knobloch, die der SZ-Chefredaktion sinngemäß vorwarf, das SZ-Fass mit Antisemitismus sein nun voll, von der Chefredaktion entfernt, wie auch ich, der Urheber der Zeichnung, der mit Unterbrechungen seit 1959 für diese Zeitung tätig war.
  3. Mir wird vorgeworfen, dass ich den Davidstern gezeichnet habe, statt der Flagge Israels, die den Davidstern trägt, aber dazu zwei blaue Balken. Dies werde ich künftig deutlicher machen, wenn es wieder um das Thema Nahost geht, weil es zu Missverständnissen führen kann. In diesem Fall wird mir vorgeworfen, ich sei ein lupenreiner Antisemit und meine Arbeit gehöre in den “Stürmer”. Das führt deutlich zu weit, verharmlost den “Stürmer” und ist Rufmord.
  4. Desweiteren seien die Lippen und Ohren von Herrn Netanjahu jüdisch, ergo antisemitisch. Das möchte ich nicht kommentieren. Ein Blick in die Darstellung Netanjahus durch meine Kollegen in aller Welt sollte genügen. Oder sind das ALLES Antisemiten?
  5. Weiter werfen mir meine Kritiker vor, ich unterstütze den “strukturellen Antisemitismus”, weil ich wiederholt einseitig Israel die Verantwortung für den stagnierenden Friedensprozess geben würde. Die Kritik richtet sich dabei an die Leitmedien in Europa und entzündete sich jüngst an dieser Zeichnung. Zum Einen muss eine Karikatur klar Stellung beziehen, denn sie ist kein politiktheoretisches Seminar. Zum Anderen möchte ich mich dagegen verwahren, zum Sündenbock für diese Kritik an unseren Leitmedien, unter anderem der “SZ”, gemacht zu werden, ob die Kritik nun stimmt oder nicht.
  6. Auch die Rakete in der linken Hand Netanjahus wird als “Beweis” für Antisemitismus angeführt, diesmal wieder ad hominem. Das ist Blödsinn. Erstens bin ich nicht der Meinung, dass Säbelrasseln zu mehr Frieden mit dem Iran führt, zweitens habe ich dabei lediglich die Ikonographie der “Grüß-Glückskatze” aufgegriffen, die Netta, die Siegerin des ESC, auf der Bühne hatte.
  7. Apropos Netta: Schließlich will man mir einen Strick daraus drehen, dass Netanjahu im Netta-Kostüm steckt. Ich wollte damit die Vereinnahmung der Siegerin des ESC für politische Zwecke illustrieren.
  8. Abschließend: Ich werde künftig stärker darauf achten, welche Symbolik – ungewollt – was auslösen kann. Ich werde aber nicht aufhören, in Karikaturen einseitig und klar Stellung zu beziehen. Was die Angriffe gewisser Menschen betrifft, die mir persönlich bösen Willen und Antisemitismus unterstellen, und was die Kündigung der SZ betrifft, von einem Tag auf den anderen, so kann ich nur sagen, dass das alles weit über das Maß hinausgeht. Vieles spricht eine ganz eigene Sprache und entlarvt sich selbst. Es gibt leider Menschen, die sich nun in dem Kritiksturm tummeln, die den Vorwurf des A. missbrauchen und dem Kampf dagegen damit einen Bärendienst erweisen.

Dieter Hanitzsch

Weitere Meinungen

 

“Ich erkenne keinen Antisemitismus in dieser Karikatur… Sie ist auf jeden Fall ziemlich unfreundlich gegenüber dem Ministerpräsidenten des Landes Israel. Ist das “identisch mit Antisemitismus ? …Ich glaube, da muss man doch sehr stark differenzieren.”  Aus einem Interview des Deutschlandfunks am 17.05.2018 mit Prof.Dr. Wolfgang Benz, langjähriger Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung

“Wenn Dieter Hanitzsch ein Antisemit wäre, würde ich nicht mit ihm reden.”  Joshua Chmiel, Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde München.

“Tu bist nicht alein ! Hallo Dieter, ich weiß, du bist in Schwierigkeiten wegen einer Zeichnung, die Sie auf Israel gemacht. Es sollten Sie wissen, dass du nicht alleine bist und dass unsere Cartooning For Peace- Verband Sie veröffentlichen, die Ungerechtigkeit dieser Situation helfen kann. Wenn Sie etwas Besonderes machen möchten, können wir Ihnen helfen. Freundschaften. ”                   Jean Plantu  (“Le Monde”, Paris)

Dieter Hanitzsch ist kein Antisemit, die Zeichnung ist israelkritisch  und nicht antisemitisch. Wer sie so interpretieren will, hat eine Schere im Kopf. Und beschneidet die Freiheit der karikaturistischen Kunst.”  Prof.Dr. Hermann Schäfer, Gründungspräsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn.

“Lieber Herr Hanitzsch, ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich die Angriffe wegen Ihres angeblichen Antisemitismus verurteile. Diese unselige Vermengung von Israelkritik und Antijudaismus, außerdem liegt es im Wesen von Karikaturen, dass sie Personen “überzeichnen” und niemand hätte sie wohl als Rassisten bezeichnet, weil Sie Obamas bemerkenswerte Ohren herausgehoben haben. Ihre Netanjahu-Zeichnung ist weit entfernt vom “Stürmer” und für mich generieren diese Übersensibilitäten genau das, was sie verhindern wollen. Wann endlich kann man jüdische Mitbürger nicht als das sehen, was sie sind – genau so wunderbare und genau so ekelhafte Menschen wie alle anderen auch…. Ich bin nun wahrlich unverdächtig antisemitischer Animositäten, mein Vater war Max Mannheimer. Mit herzlichen Grüßen !  Eva Faessler

“Lieber Dieter, ich wollte mich schon längst melden wegen Deines Rauswurfs bei der SZ. Claus, Dietrich und ich waren doch sehr erstaunt, wie unwürdig die “Süddeutsche” sich verhalten . Es tut mir leid, dass du in die Mühlen einer Debatte geraten bist, die unzweifelhaft immer wieder mal ins Hysterische lappt. Der Leiter der Antisemitismus-Forschungsstelle sagt, die Karikatur hat nichts Antisemitisches, der Feuilletonchf der “Süddeutschen” denkt darüber nach, ob man bei Karikaturen auf Überzeichnungen verzichtet : wenn es nicht so lustig wär, wär’s fast traurig. Ganz lieben Gruß! ”  Max (Uthoff)

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Geteilte Freude…

…ist doppelte Freude!

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